
Filmprogramm
Kino der Tiere
Das Filmprogramm Kino der Tiere ist ein Experiment. Zum ersten Mal haben ein Biologe und ein Kurator gemeinsam ein Filmprogramm erarbeitet. Der wissenschaftliche und der künstlerische Blick auf das Tier werden gleichberechtigt behandelt. Die dabei entstandene kurze Geschichte des Tierfilms ist auch eine tierische Geschichte des Films. So waren die allerersten 'Stars' des Films nicht Menschen, sondern Tiere, wie zum Beispiel das galoppierende Pferd der berühmten Serienfotografien Eadweard Muybridges oder die Bewegungsstudien Étienne-Jules Mareys, die zu den ersten Filmen überhaupt gehören (etwa seine Fische von 1891). Es gibt aber auch zumindest schon einen Film, der von einem Tier gedreht wurde, Oedipe des Äffchens Capucine (gezeigt wird der gleichnamige Dokumentarfilm Nietos über die Entstehung dieser filmhistorischen Sensation).
Aus diversen Archiven haben die Kuratoren des Programms viele seltsame wie schöne, manchmal auch erschreckende Fundstücke ausgegraben. So sieht man Kaiser Wilhelm im Tierpark Hagenbeck und Seine Hoheit auf Fasanenjagd (Bilder vom Hof des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin). Speziell für das Programm restauriert wurden die tragische Hinrichtung des wildgewordenen Riesenelefanten Arno sowie das sowjetische Theater der Tiere, in dem die Dressur der Tiere deutliche Rückschlüsse auf die Dressur der Menschen im Stalinismus ziehen lässt. Koloniale Jagdfilme (Im Negerdorf - Jagd der Flusspferde) werden mit wissenschaftlichen Filmen über die Jagdrituale indigener Völker kontrastiert (Jagd mit Pfeil und Bogen auf Beutelmäuse und Shooting the Animal). Ein Highlight des Programm ist die Wiederentdeckung der Filme Heinz Meinhardts, der als erster in der DDR und als einer der ersten weltweit experimentelle Verhaltensforschung betrieben hat. Im Gegensatz zu seiner berühmten Kollegin Dian Fossey und ihren Gorillas, wurde Heinz Meinhardt ganz bodenständig zum Wildschwein ehrenhalber.
Tiere sind aber auch ein wichtiges Motiv für künstlerische Filmer. Einer der berühmtesten unter ihnen ist William Wegman, der mit seinem Weimaraner Man Ray hunderte von Filmen und Fotos gemacht hat. In seinen kurzen Sketchen spürt man den respektvollen Umgang, den die beiden miteinander pflegen. Joanna Rytel dagegen dreht den voyeuristischen Blick um: während sonst die Tiere für den Menschen auftreten, tanzt die Künstlerin in ihre Monkey Performance für Affen. Nicht das Tier selbst, sondern der Tierfilm ist wiederum das Thema der Installation Encyclopaedia Cinematographica von Christoph Keller, die als Kino-Installation vor jedem Programm laufen wird.
Das Ziel des Programms Kino der Tiere ist es, sich dem Blick des Menschen auf das Tier bewusst zu werden. Was sieht der Mensch, wenn er das Tier anblickt? Und welche Konsequenzen hat dieser Blick, vor allem für das Tier? Kann der Tierfilm dem Tier seine Würde zurückgeben? So konzentriert sich das Programm auf den 'echten' Tierfilm, das heisst in jedem Film taucht auch ein Tier auf. Die im Zeichentrickfilm so beliebten Anthropomorphisierungen in denen Tiere eigentlich nur als Symbole für den Menschen auftauchen, bleiben bewusst außen vor.
Als Gesprächsgäste für das Programm haben unter anderem zugesagt: Der Primatologe des Max-Planck-Instituts Dr. Johannes Grossman, der Projektleiter des Naturkundlichen Universitätsmuseums Halle (Saale) Dr. Frank D. Steinheimer, der Schäfer Christian Winz sowie der Schauspieler und Autor Hanns Zischler.
Das Programm Kino der Tiere wurde von dem Biologen, Philosophen und Autor Cord Riechelmann sowie dem Kurator und Filmemacher Marcel Schwierin in einer Kooperation des Werkleitz Festivals mit den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen entwickelt.

William Wegman „Dog Duet“
Shooting Animals
Shooting Animals haben wir das Programm genannt, weil wir eine Verwandtschaft zwischen guten Tier-Filmemachern und frühen Jägern sehen: Beide verwandeln sich in ihrer Arbeit notwendig den Tieren an, indem sie ihren Spuren folgen.... [mehr]

Thomas A. Edison „Cockfight“
Theater der Tiere
Schimpansen, die in Hose und Hemd mit Krawatte an Tischen sitzen und menschliche Manieren zeigen müssen, sind wahrscheinlich noch fast jedem aus Fernsehserien oder Zirkusübertragungen bekannt. Weniger bekannt sind aber – zum... [mehr]

Internationale Jagdausstellung in Berlin 1937
Das Erbe
Der deutsche Kulturfilm entstand aus dem Propagandafilm des Ersten Weltkrieges. Schon 1913 wurde von Franz Bergmann und Willi Warstat eine Konzeption gegen den „geschmacklosen, kriminellen und erotisch-sexuellen Schundfilm“ –... [mehr]

Moody Institute of Science „A Fish Family“
Das Tier betrachten
Kann man Tiere einfach so ansehen, oder hat das Zeitalter der „Okulartyrannis“, als die der Philosoph Ulrich Sonnemann die bildsüchtige Moderne titulierte, unseren Blick so in Beschlag genommen, dass er immer instrumentell... [mehr]

Bernhard & Michael Grzimek „Schwalben am Spieß“, © Bernhard und Michael Grzimek/ Okapia
Schwalben am Spieß
Wahrscheinlich waren die ersten Waffen, die Menschen herstellten – aus Stein geschlagene Faustkeile und Speerspitzen – gegen Tiere gerichtet. Zum Einsatz kamen die Waffen bei der Jagd. Das heißt, zur menschlichen Jagd auf Tiere... [mehr]

Joël Bartoloméo „Le chat qui dort“
About Love
„Alle, die Katzen oder Hunde lieben, sind Dummköpfe“, schreiben Gilles Deleuze und Felix Guattari in ihrer Studie Kapitalismus und Schizophrenie. Tausend Plateaus. Die beiden wollen damit vor allem der gängigen Trennung von... [mehr]

Paul Bush „While Darwin Sleeps“
Der schlafende Darwin
Naturkundemuseen sind über ihre eigentliche Funktion hinaus zu beliebten Veranstaltungsorten geworden. Und das hat nicht nur mit einer „Event-Kultur“, die nach immer abgefahreneren „Locations“ sucht, zu tun. Es spiegelt vielmehr... [mehr]

Bernhard & Michael Grzimek „Tiere ohne Feind und Furcht“, © Bernhard und Michael Grzimek/ Okapia
Creature Comfort
Zoologische Gärten gehören weltweit zu den beliebtesten Freizeitstätten. Hervorgegangen aus den königlichen Menagerien und während der Französischen Revolution im Pariser Jardin des Plantes, dem Urbild aller Zoos, in eine... [mehr]

Ken Wardrop „Useless Dog“
Nutz(lose) Tiere
Zum Haustier kann prinzipiell jedes Tier werden, das man zähmen kann. Eipo – Umgang mit Schweinen, eine Dokumentation des Verhaltensforschers Irenäus Eibl-Eibesfeldt, verfolgt den liebevollen Umgang der Eipo, einer... [mehr]

Lucien Castaing-Taylor & Ilisa Barbash „Sweetgrass“
Sweetgrass
Der Dokumentarfilm der Anthropologen und Filmemacher Lucien Castaing-Taylor und Ilisa Barbash begleitet drei Sommer lang die Schafhirten einer der letzten Familienranches in den Absaroka-Beartooth Mountains. Und tatsächlich, die... [mehr]