Herm's Bio-Cinema Sound Products Inc. „PRECIPITINS“, 1930

Pet in the Net

Das virtuelle Online-Filmprogramm zum Werkleitz Festival ZOO

Zum zweiten Mal veröffentlicht das Werkleitz Festival ein Virtuelles Filmprogramm. Das erste, Amerika Forever & Everywhere aus dem Jahre 2008 ist immer noch online – auch wenn viele Links schon lange nicht mehr funktionieren. Virtuell sind diese Programme, weil wir im Gegensatz zu Online-Festivals keine Filme hochladen, sondern mit Links auf schon vorhandene Filme im Netz verweisen. Der Kurator wird zum Navigator durchs Internet und seine schier unendliche Anzahl von Filmen.

Wie im Fernsehen sind Tierfilme im Internet ausgesprochen häufig und beliebt. Nicht umsonst schrieb Brian Williams über Youtube: „If we’re all watching cats flushing toilets, what aren’t we reading?“.* Doch neben den unvermeidlichen Amateurvideos über geliebte Haustiere und ihre Wundertaten finden sich auch großartige und seltsame Tierfilme im Internet, von denen wir 50 in chronologischer Reihenfolge zu einem virtuellen Programm zusammengestellt haben.

[* zit. nach Geert Lovink & Sabine Niederer, Video Vortex Reader, Amsterdam 2008, S. 9]

Electrocuting an Elephant

Thomas A. Edison
USA 1903, 1 min, s/w, stumm

Der Film stellt eine der frühesten Verbindungen von Film, Tier und Elektrizität dar. Um die Entwicklung von Elektrogeneratoren für Wechselstrom (AC) zu sabotieren, die Elektrizität von höherer Voltzahl und über größere Distanz generieren konnten als sein eigenes Gleichstrom System (DC), begann Edison eine Kampagne, in deren Verlauf er und seine Mitarbeiter 1887 hunderte streunende Katzen und Hunde elektrisch hinrichteten, indem sie sie eintausend Volt starkem Wechselstrom aussetzten, um so dessen Gefährlichkeit zu demonstrieren. Die Kampagne war so erfolgreich, dass das Parlament von New York State den elektrischen Stuhl anstelle des Hängens als ein Mittel zur Vollstreckung der Todestrafe einführte. Der einminütige Film Eletrocuting an Elephant zeigt die Hinrichtung des Elefanten Topsy im Luna Park in Coney Island, der zuvor drei Menschen getötet hatte. (Anmerkung: Der Link verweist auf eine Fassung des Films, in dem der Ursprungsfilm mehrfach wiederholt wird.)

To Demonstrate How Spiders Fly

Percy Smith
UK 1909, 1 min, s/w, stumm

Mit der Entwicklung der modernen Biologie im 19. Jahrhundert werden Tiere zu Modellen, die einen Zustand beschreiben, zu dem sich das Mängelwesen Mensch erst noch hin entwickeln muss. Smith zeigt hier exemplarisch so ein Tier. Spinnen können bekanntlich nicht fliegen, trotzdem scheinen sie manchmal ohne Halt in der Luft zu schweben. Wie sie das machen zeigt der Film: Spinnen hängen dabei buchstäblich an einem sehr dünnen, seidenen Faden. Den Faden haben sie selbst „abgeschossen“ und kriechen an ihm dann durch die Luft. Menschen haben dann nochmal einige Zeit gebraucht, bis sie das auch konnten, indem sie mit Pfeilen Seile von einem Regenwaldbaum zum nächsten schossen, um sich daran durch den Dschungel zu hangeln.

The Acrobatic Fly

Percy Smith
UK 1910, 3 min, s/w, stumm

Was Fliegen alles können, sieht man nicht, wenn man ihnen mit bloßen Augen zusieht. Percy Smith zeigt hier eine Fliege wie sie etwa auf einer Kugel jongliert. Das und noch mehr tat die Fliege ohne Dressur und Belohnung für – wahrscheinlich – sich selbst. Die akrobatischen Tierfilme Percy Smiths waren zu ihrer Entstehungszeit eine Sensation und sehr umstritten. Er wurde sowohl beschuldigt filmische Tricks als auch Grausamkeit gegenüber den Tieren angewendet zu haben, was er beides vehement unter Aufdeckung seiner Methoden bestritt.

How a Moscito Operates

Winson McCay
USA 1912, 6 min, s/w, stumm

Winsor McCays Zeichentrickfilm How a Mosquito Operates von 1912 stellt die Mücke als ewig hungrig und ein bisschen bösartig da. Ein Tier, das immer auf der Lauer liegt und wenig Gutes im Schilde führt. McCay gilt als einer der frühesten Pioniere des Zeichentrickfilms.

Queerosities – Diving Horses

Major Film Laboratories, Inc
USA 1920, 1 min, s/w, stumm

In der Dressur für Zirkusse und Jahrmärkte war das Tier vor allem als lebende Karikatur menschlichen Verhaltens gefragt. Eine Inszenierung, die im frühen Film ungebrochen ihre Fortsetzung fand. Queerosites – Diving Horses ist ein besonders absurdes Dokument aus der Zeit tierischer Höchstleistungen im Dienste der menschlichen Unterhaltung: Pferde springen mit ihren Reitern von einer Art Zehn-Meter-Turm in einen Swimmingpool.

Rennsymphonie – Race Symphony

Hans Richter
Germany 1929, 7 min, s/w, stumm

In Hans Richters Stummfilmklassiker sind nicht die Pferde auf der Rennbahn die Attraktion, sondern das Publikum. Trotzdem gehören die kurzen Porträts der Pferde zum Schönsten was der Film der 20er Jahre zu Pferden zu zeigen hat. Die Menschen im Publikum fallen dagegen etwas ab, sind dafür aber länger im Bild. 

Precipitins

Herm's Bio-Cinema Sound Products Inc.
USA 1930, 9 min, s/w, stumm

Der Film aus einem Labor zeigt Kaninchen, die sozusagen als Marker benutzt wurden, um die Herkunft oder den Status von Blutproben zu ermitteln. Es ging vor allem darum Anti-Körper gegen die verschiedensten Infektionen dingfest zu machen. Das schönste Bild zeigt ein Kaninchen vor dem ein Schild mit der Aufschrift „Anti-Human“ steht.

Comparative Tests on A Human and A Chimpanzee Infant of Approximately the Same Age, Part 2

Pennsylvania State Univ. Psych. Cinema Register
USA 1932, 12 min, s/w, stumm

Der wissenschaftliche Film dokumentiert Versuche, in denen jeweils ein Menschen- und Schimpansenkind dieselben Aufgaben zu lösen haben. Er ist ein Dokument aus der Zeit der Euphorie über die Nahe Verwandtschaft von Menschenaffen und Menschen. Für die Affen war das, auch wenn es hier anders aussieht, aber nie ein Vergnügen. Die Pennsylvania State University war für diese Art von Versuchen berühmt.

Chevrolet Leader News (Vol. 1, No. 3): Grand Rapids Michigan

The Jam Handy Organization
USA 1935, 2 min, s/w

Der Autohersteller gab in den 1930er Jahren eine Art Werbe-Wochenschau heraus, bei der meistens Chevrolets in irgendeiner Aktion zu sehen waren. Der Chihuahua, der hier als Galionsfigur vorne auf dem Auto freudig durch die Gegend fährt, ist in die Menschenwelt hinein gewachsen. Bevor die Fahrt beginnt, wird ihm vom einem Menschenvater und seinem Sohn noch eine Brille aufgesetzt. Immerhin. (Anmerkung: Die Episode Grand Rapids Michigan startet in der Wochenschau bei 7:17).

Chevrolet Leader News (Vol. 2, No. 3): Fish Story

The Jam Handy Organization
USA 1936, 3 min, s/w

Die Chevrolet Leader News waren sich, wenn es darum ging zu demonstrieren, was man mit so einem Auto alles machen kann, zu nichts zu schade. Hier fahren sie einen Chevrolet in einen See, warten eine Weile und fahren wieder heraus. Als sie die Türen öffnen ist das Wageninnere voller Fische. Wie James Fennimore Cooper in einem anderen Zusammenhang mal gesagt hat: Den meisten Amerikanern genügt es nicht, nur so viel zu fangen, wie sie zum Essen brauchen. Sie sind erst zufrieden, wenn sie den ganzen Inhalt eines Sees auf einem Haufen an Land liegen sehen. (Anmerkung: Die Fish Story startet in der Wochenschau bei 5:51).

Chevrolet Leader News (Vol. 3, No. 2): Doggy Crowd Gets Ringside-Seat at Pussy- weight Battle

The Jam Handy Organization
USA 1937, 2 min, s/w

Chevrolet kapituliert wirklich vor keinem Tier. Zuerst fangen sie hier auf See eine Meeresschildkröte, schaffen sie an Land, binden sie auf einem Chevrolet-Dach fest und fahren sie womöglich in den Zoo. Vielleicht aber auch in eine Suppenküche, deren Koch sich damals aber auch keine Sorgen machen mußte, dass ihm Tierschützer die Hütte anzünden. Chevrolet hatte auch Autos für Pferde gebaut und die kommen hier gleich hinter der Schildkröte mit Polizisten drauf aus dem Transporter wieder raus. In der Episode Doggy Crowd Gets Ringside Seats at Pussyweight Battle geht es um den inszenierten Boxkampf zweier Katzen. Um die Tiere zu schonen, wurden ihre Vorderpfoten mit „Boxhandschuhen“ umwickelt. (Anmerkung: Doggy Crowd Gets Ringside Seats at Pussyweight Battle startet in der Wochenschau bei 6:06).

Here's Looking

Handy (Jam) Organization
USA 1939, 9 min, b/w

Zwei Angler sitzen am Anfang in ihrem Boot und spekulieren über die Sehsysteme von Greifvögeln und Fischen. Dabei halten sie eine Forelle in der Hand. Von da schaltet der Film ins Labor und zeigt die verschiedensten Tiere mit den verschiedensten Sehmöglichkeiten. Bevor man sich aber in der Artenvielfalt der Augen verlieren kann, wird sehr deutlich erklärt, das all diese Forschungen vor allem zu unserem Wohl ausgeführt werden. Dadurch werden die Fenster von Autos immer besser. So altertümlich der Ton und Bilder anmuten, so aktuell sind sie: Am Forschungsauftrag, Tiere vor allem zum Nutzen des Menschen zu erforschen, hat sich absolut nichts geändert.

Experiments in the Revival of Organisms

D.I. Yashin
USSR 1940, 20 min, s/w

Der Film ist ein seltenes Dokument der intensiven Zusammenarbeit zwischen US-amerikanischen und sowjetischen Wissenschaftlern. Vor allem Physiologen und Genetiker kooperierten dabei bis in die Vierziger Jahre, was auch dadurch erleichtert wurde, dass viele amerikanische Biologen Sozialisten oder Kommunisten waren. Der Biologe J.B.S. Haldane, der die Einführung zu diesem Film spricht, ist einer der herausragenden Vertreter der Linken in der amerikanischen Biologie. Im Film geht es dann vor allem um die „Lebensfähigkeit“ von Organen außerhalb der Organismen, denen sie entnommen wurden. Dass dafür Tiere sterben mussten, ist kein Thema.

Le sang des bêtes – Blood of the Beasts – Das Blut der Tiere

Georges Franju
France 1949, 22 min, s/w

Der Dokumentarfilm beginnt mit harmlosen Aufnahmen von – zum Beispiel – Kindern, die im Kreis tanzen. Geräusche von fahrenden Eisenbahnwaggons, kündigen dann eine härtere Gangart an. Ein Pferd wird in den Schlachthof geführt und mit einem Halsschnitt ausgeblutet. Die Arbeit im Schlachthof ist das Thema. So unsentimental die Bilder darin die Arbeit des Tötens im industriellen Rahmen zeigen, so traurig wird der Film über den Ton. Arbeit am Tod ist nichts Einfaches. Der Film ist einer der ersten, die das Schicksal der Tiere in Schlachthöfen thematisierten.

Ant City

Paul F. Moss
USA 1949, 10 min, s/w

Moss Film über das Sozialsystem von Ameisen ist eines der ersten filmischen Dokumente, in denen Ameisen zum Modell der Menschengesellschaft gemacht werden. Das Beste, was man mit diesem Film machen kann, ist ihn ansehen. 

Billie, the Buffalo Baby

Frith Films
USA 1956, 11 min, col

Die Farbdokumentation über die letzten Bisons in den USA verschweigt die Fastausrottung der ehemals häufigsten großen Landsäugetierherden nicht. Schaltet aber ganz schnell, auf das um, was Amerikaner immer schon konnten: Von Tieren mit Namen und ihren Familien erzählen. Das nervt hier etwas. Der Film ist aber trotzdem interessant, weil er sich bemüht zu zeigen, warum die indigenen Amerikas auf die Büffel als Lebensgrundlage angewiesen waren.

A Fish Family

Moody Institute of Science
USA 1957, 10 min, s/w

In The Fish Family  schwimmen die Buntbarsche ruhig im Aquarium während der Kommentar erläutert, dass hier Vater und Mutter als Team zusammenarbeiten und den Familiendienst wie wir erledigen. Ein zentrales Beispiel für den amerikanischen Behaviorismus im Film.

Goodbye, Mrs. Ant

University of Georgia, Agricultural Extension Service
USA 1959, 14 min, s/w

Lebenskreislauf und Verhaltensweisen der Ameise und wie man sie mit Insektiziden kontrollieren und vernichten kann. Der Film beginnt mit einer wunderbaren Sequenz, in der man Ameisen schreien hören kann: „Wir haben Hunger! Wir haben Hunger!“ (archive.org)

Trailblazer in Space

Telenews
USA 1961, 9 min, s/w

Die Wochenschau dokumentiert den 18-minütigen Weltraumflug des Schimpansen Ham in der Mercury-Redstone 2 Mission vom 31. Januar 1961. Der Film erinnert daran, dass die ersten Erdbewohner im All keine Menschen waren. Der Raumflug von Laika brachte nicht nur die wissenschaftliche Erkenntnis, dass Säugetiere im All überleben können, sondern schuf eine weltweite Empathie mit dem kleinen Tier im weiten Raum. Als die Weltöffentlichkeit realisierte, dass für die Kreatur keine Rückkehr vorgesehen war, schlugen die Wellen der Empörung hoch. Die Sowjetunion erzählte Märchen eines friedlichen Entschlafens nach vielen Tagen im All, erst 2002 wurde zugegeben, dass Laika schon nach wenigen Stunden in Panik starb. Es ist auffällig, dass von späteren Missionen alle Wochenschauen ausführlich die sichere Rückkehr ihrer tierischen Reisenden zeigten, die Überlebenden sahen sich mit riesigen Pressekonferenzen konfrontiert und bekamen sogar Orden.

A Mark of Wholesome Meat

U.S. Dept. of Agriculture, Motion Picture Service
USA 1964, 19 min, col

Es handelt sich hier um einen Werbefilm des Landwirtschaftsministeriums für den Verzehr von Fleischprodukten. Beginnend im Schlachthaus wird die Produktionskette bis zum fertigen Produkt auf dem Teller verfolgt. Dabei wird immer versichert, dass im Hot Dog wirklich richtiges Fleisch verarbeitet wurde. Der Film ist über die Kuriositäten der Fleischprodukte hinaus ein sehr gute Beispiel dafür, dass auch der heute hohe Fleischkonsum der Amerikaner erst mit Werbemitteln „durchgesetzt“ werden musste.

Spelling Lesson

William Wegman
USA 1973, 1 min, s/w

Der Künstler William Wegman hat seit den siebziger Jahren eine Reihe von kurzen Videos mit seinen Hunden, Weimaranern, produziert. Wie kaum einem anderen Tierfilmer, gelang es ihm, zu seinen Hunden ein echtes Verhältnis von Vertrauen, ja man möchte sagen Freundschaft zu entwickeln. In Spelling Lesson geht er mit seinem Hund Man Ray die Hausaufgaben durch. Manche Worte hat er richtig eingesetzt, bei anderen kam es zu Fehlern. (William Wegmans videographisches Werk ist auch DVD erhältlich: William Wegman: Video Works 1970-1999). Link: Der Film ist unter „Video 1970 – 1977, sechstes Video“ zu finden.

Dog Duet

William Wegman
USA 1975, 3 min, s/w

Zwei Hunde, die in die Kamera blicken, suchen mit ihren Kopfbewegungen fast synchron den Raum ab. Deutlich wird dabei, dass auch zwei Hunde der gleichen Rasse verschieden sind.  Link: Der Film ist unter „Video 1970 - 1977, zweites Video“ zu finden.

Creature Comforts

Nick Park
UK 1989, 5 min, col

Der Wille zur Aneignung und Beherrschung der Natur führte das Wilde, Exotische in den Zoos der Metropolen der Kolonialmächte hinter Gittern vor. Die so näher gekommenen wilden Tiere schärften aber auch den Blick für deren Bedürfnisse. Zoos brachten dadurch von Anfang an die Kritik am Zoo mit hervor. Creature Comforts, ein oscarprämierter Animationsfilm von Nick Park, kann dafür als Paradebeispiel gelten. Park lässt in Interviews Tiere aus einem englischen Zoo – einen Löwen, einen Gorilla und eine Schildkröte zum Beispiel – ihre Situation schildern. Es geht in den Antworten der Tiere immer um einen Vergleich zwischen dem Leben im Zoo und im Freien. Manches ist besser im Zoo als draußen, anderes schlechter, wie das Wetter in England zum Beispiel. Der Kernpunkt aber ist der Platz. „We need space“, sagt der Löwe nicht nur einmal sehr eindringlich.

I Love Europe, She Does Not Love Me Back

Oleg Kulik
Russia 1996, 5 min, col

Der Künstler Oleg Kulik imitiert nackt einen Hund. Dabei ist er umgeben von einer Hundestaffel der Berliner Polizei. Die Anspielung im Titel seiner Aktion auf Joseph Beuys berühmte Performance „I like America and America likes me“, in deren Verlauf Beuys eine Woche mit einem wilden Kojoten in einer New Yorker Galerie zusammenlebte, funktioniert hier vor allem in der physischen Auseinandersetzung mit den „richtigen“ Hunden. Kulik geht dabei bis zum wirklichen Biss. Allerdings ist es Kulig selbst, der die Aggression ins Spiel bringt, während es bei Beuys der Kojote war.

Low Attention Span/High Curiosity Rate (Portrait of Peter Elliot)

Tiago Carneiro da Cunha
Brazil/UK 2000, 9 min, col

Der Schauspieler Peter Elliott ist ein Spezialist für die Imitationen der Bewegungen von Menschenaffen. Hier spielt er einen Gorilla in seinem Zookäfig. Die Spannung zwischen Langeweile und plötzlichem Bewegungsdrang, der in Aggression mündet, wird dabei über Elliots Spiel zu einem Paradigma für Verhaltensrhythmen im Allgemeinen, deren Vektoren Ruhe, Bewegung, Aufmerksamkeit und Langeweile sind.

Cow Performance

Joanna Rytel
Sweden 2002, 3 min, col

Die Künstlerin Joanna Rytel hat sich in einer Reihe von Performances tanzend verschiedenen Tieren präsentiert. Das waren in der Mehrzahl domestizierte Tiere wie Kühe, Schafe, Gänse und Pferde. Interessant ist in diesen Fällen die eher gleichgültige Reaktion der Tiere. Es scheint als haben sie über die Jahrtausende, in denen sie mit Menschen konfrontiert waren, schon vieles – wenn nicht alles – gesehen.
Anders ist das in ihrer Monkey Performance, bei der die Künstlerin vor einer Affengruppe hinter Glas im Zoo strippt. Hier wird sie von den Tieren eher als willkommene Abwechslung wahrgenommen, denn als Belästigung oder schon Bekanntes. 

Sheep Performance

Joanna Rytel
Sweden 2002, 3 min, col

Monkey Performance

Joanna Rytel
Sweden 2002, 3 min, col

Goat Performance

Joanna Rytel
Sweden 2002, 3 min, col

Horse Performance

Joanna Rytel
Sweden 2002, 3 min, col

Edging

Szabolcs KissPál
Hungary 2003, 3 min, col

Vögel fliegen in diesem Film immer wieder gegen den Bildrand und kommen an anderer Stelle zurück. Sie wirken im Rechteck des Filmausschnitts wie Billardkugeln. Link: Der Film ist „unter Videos, 2003 – Edging“ zu finden.

Useless Dog

Ken Wardrop
Ireland 2004, 5 min, col

Der Hund eines irischen Farmers ist wirklich zu nichts mehr gut. Er kann wenig und arbeitet auch nicht. Der Farmer bedauert das und mag das Tier aber trotzdem.

While Darwin Sleeps

Paul Bush
UK 2004, 5 min, col

Der Film While Darwin Sleeps zeigt mit mehr als 3000 Insekten, von denen jedes in einem einzigen Einzelbild „eingefangen“ wird, einen winzigen Ausschnitt aus den riesigen Sammlungsbeständen der Naturkundemuseen. Der Regisseur Paul Bush montiert die Bilder dabei so, dass sie zu einem psychedelischen Traumpanorama werden. Der Film ist ein wunderbarer Hinweis darauf, dass man vor dem Hintergrund der Frage, wie wahr, wie real Geschichte sein kann, immer mit dem Unsachlichen rechnen muss.

Dhia Dhikr

Toni Serra (aka Abu Ali)
Morocco 2004, 6 min, col

Serras Film zeigt die rituelle Schlachtung einer Kuh in einer marokkanischen Großfamilie. Der Tod des Tieres, von dem später die Familie das Fleisch essen wird, ist für alle sichtbar. Man kann Serras Arbeit als eine Meditation über die An- oder Abwesenheit des Todes in verschiedenen Kulturen lesen.

Nestle, Kitkat, Orang-Utans

Greenpeace
2005, 1 min, col

Have a break, have a Kitkat, hieß es in einem berühmten Werbespruch für den Schokoriegel. Greenpeace hat den Slogan in einigen Spots bis zur Kenntlichkeit der zugrundeliegenden Verwertungskette weiter entwickelt. Es gibt vom tropischen Regenwald bis zu den Orang Utans sehr viele Zulieferer, die Kitkat nicht in der Pause zu neuer Kraft kommen lässt.

KitKat

Greenpeace
2005, 1 min, col

Esperanto und das Sexualleben der Schnecken

Daniel Salomon
Germany 2007, 5 min, col

Daniel Salomon hält im Schloss Solitude einen Vortrag über das Sexualleben der Schnecken in Esperanto. Der Film zieht seinen Charme aus der Konfrontation einer sterilen Sprache (Esperanto) mit einem universellen Prinzip, dem Sex unter Schnecken.

Parallel Paradises Ecuador

Manuel Saiz
Ecuador 2007, 10 min, col

Ein Lama steht in einem Supermarkt in Ecuador und schaut sich um. Das Tier bewegt die Ohren, geht ein paar Schritte und nimmt mal was aus dem Regal, ohne es zurückzulegen. 

Parallel Universes Meet at Infinity

Manuel Saiz
UK 2008, 13 min, stumm

Auf zwei Monitoren präsentiert Manuel Saiz je einen Schauspieler und ein Tier. Die Schauspieler hatten den Auftrag verschiedene Tierarten im Zoo minuziös und detailgetreu zu studieren und die Bewegungsabläufe der Tiere nachzustellen. Dabei wird aus der Beobachtung und der folgenden Nachahmung eine Studie über die Unterschiede zwischen Menschen und Tieren. Es handelt sich dabei um die künstlerische Wiederentdeckung einer alten Methode der Verhaltensforschung. Konrad Lorenz war einer der ersten Verhaltensforscher, der es geschafft hatte, in die Bewegungen der Tiere „einzutauchen“. Saiz gehört damit zu jenen Künstlern, die wie z. B. Joseph Beuys aus der Wissenschaft verdrängte Methoden in der Kunst wiederbeleben.

NEOZOON and Dog in Paris

Neozoon Collective
Germany/France 2009, 1 min, col

Ein Hund bellt in Paris vor einer Wand aufgestellte, ausgestopfte Rehe an. Lange aber hält es den Hund nicht vor den toten Attrappen. Lieber würde er richtigen Rehen hinterherjagen.

In Ictu Oculi

Greta Alfaro
Spain 2009, 11 min, col

Ein Trupp Geier fällt über einen gedeckten Tisch in einer südlichen Landschaft her. Das ist diesseits der Metapher auch eine gelungene Studie über die Organisation der Geier untereinander. Dabei ist das ständige Zischeln der Vögel Verständigung und Filmton gleichzeitig. 

Seek II_Präparation

Lutz Dammbeck
Germany 2009, 29 min, col, stumm

Der Dokumentarfilm von Lutz Dammbeck zeigt die Präparation eines kleinen Nagetiers. Von der vorsichtigen Entkernung des Tieres bis zur Trocknung des Fells nach der Desinfektion mit einem Staubsauger sind es die Hände des Präparators, die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Wer bisher dachte, dass in ausgestopften Tieren noch deren Skelett weiter erhalten geblieben ist, kann hier sehen, dass das nicht der Fall ist. Bis auf das Fell wird das „ganze“ Tier nachgebaut.

Das Manteltier

Neozoon Collective
Germany 2010, 3 min, col

Der durchschnittliche Aufenthalt eines Zoobesuchers vor einem bestimmten Tier liegt zwischen ein bis zwei Minuten, und von den oft sehr gut informierenden Texttafeln lesen über neunzig Prozent der Besucher kaum den ersten Satz zu Ende. Die Künstlergruppe Neozoon Collective hat dazu mit ihrer Aktion Das Manteltier, in der sie mechanisch bewegte Pelzmäntel in einem Käfig im Münsteraner Zoo ausstellte, beeindruckendes filmisches Material gesammelt. Der immanente Widerspruch des Zoos bleibt ein Spagat zwischen dem Spektakel, dass der Zoo für den zahlenden Besucher ist und welches er von Anfang an bedient, und seiner Arbeit an und mit den Tieren.

Esel mit Schnee

Romuald Karmakar
Germany 2010, 4 min, col

Ein Stillleben aus Niederbayern. Es schneit. Wir sehen die Esel Bianca und Ugo sowie das Schaf Ole, benannt nach einem norwegischen Skilangläufer. Ihr Stall gehört zu einer Autowerkstatt. Wolfgang Wiesner, der Chef der Werkstatt, kam zu seinem ersten Esel, als ein Kunde seine Reparaturkosten nicht bezahlen konnte. (Pantera Film GmbH)

Das Wachtel-Starter-Set

Anja Saran
Germany 2010, 16 min, col

Eine junge Frau bestückt eine Brutmaschine in ihrer Wohnung mit Wachteleiern. Nach dem Schlüpfen der Küken wird die Wohnung zur Aufzuchtstätte der Küken. Erwachsen geworden landen die Wachteln dann im Kochtopf. „Ihre“ Welt haben sie unterdessen nie gesehen. Auf ihre Art sind sie so modern geworden: Lebewesen ohne Welt.

Podium Shooting Animals – Eine kurze Geschichte des Tierfilms

Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
Germany 2011, 122 min, col (German only)

Das reale, wilde Tier bleibt eine Bedrohung und es liegt nahe es wieder einzufangen, indem man es metaphorisiert. Welche Mittel setzen Dokumentarfilm und künstlerischer Film ein, um dem Tier sein Reales zu rauben? Mit Vinzenz Hediger, Institut für Medienwissenschaft (Bochum), Hannes Rickli, Künstler (Zürich), Margarete Vöhringer, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (Berlin).   Moderation: Cord Riechelmann und Marcel Schwierin, Kuratoren "Das Kino der Tiere". Live-Mitschnitt der Diskussion vom 10. Mai in Oberhausen (German only).

Förderer

Werkleitz Festival 2011 ZOO
wird gefördert durch

Die Werkleitz Gesellschaft e.V. wird gefördert durch

Team

Konzeption Pet in the Net:
Marcel Schwierin 

Kuratoren Pet in the Net:
Cord Riechelmann und Marcel Schwierin 

Texte:
Cord Riechelmann (soweit nicht anders angegeben)

Projektkoordination:
Carolin Melzer

Programmierung: 
Lars Hayer

Webcontent/Redaktion:
Nici Wegener

Übersetzung:
Steven Black

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